Samstag, 29. September 2007

Mein Schulanfang

Nachdem ich jetzt zwei Wochen lang die Ferien hier genossen habe, kehrt nun so langsam der Alltag ein. Die erste Schulwoche ist schon vorbei und da moechte ich euch natuerlich mal ein bisschen den Schulalltag in Caracas beschreiben: In meiner Uniform und inmitten einem Pulk von Leuten, die ich weder gekannt, geschweigedenn verstanden habe, war ich am ersten Tag wirklich aufgeregt wie ein Schulanfaenger... Aber die Leute aus der Klasse sind alle sehr offen und nett, sodass es nicht schwer ist, ins Gespraech zu kommen und Freunde zu finden. Mittlerweile fuehle ich mich eigentlich schon gar nicht mehr wirklich fremd hier. Aber nun zum Ablauf: Um halb sechs klingelt mein Wecker (mit dem Verkehr hier muss man immer etwas mehr Zeit einplanen). Um 7 faengt die Schule an. Wir haben immer eineinhalb Stunden Unterricht, dazwischen nur kurze Pausen, sodass wir mit vier solchen Doppelstunden pro Tag um dreiviertel zwei nach Hause gehen koennen. Da ich die Richtung Humanidades gewaehlt habe, habe ich Literatur, Linguistik, Englisch, Franzoesisch, Soziologie, Philosophie, Wirtschaftsgeografie, Premilitar(!), Mathematik, Statistik, Sport (Volleyball) und Kunstgeschichte. Der Unterricht laeuft etwas anders als in Deutschland, d.h. viel Frontaluntericht. Sonst ist es wie immer: bei einigen Lehrern herrscht Ruhe und Disziplin und bei anderen das reine Chaos. Im Allgemeinen war es in Hoy geordneter. Dafuer gibt's hier ne Schuluniform, die ist aber, bis auf die schrecklich attraktiven Sporthosen, ganz in Ordnung. Am Freitag hatte Nam Geburtstag. Da hat die Klasse einen Geburtstagskuchen besorgt und dann haben wir eine huebsche kleine Fete gemacht. Ein kleiner Haufen von uns ist dann nach der Schule noch beim Italiener eingeritten, wo die Feierei weiterging. So sind die Leute eben hier, es wird keine Party-Gelegenheit ausgelassen. Letzten Sonntag habe ich etwas fuer meine kulturelle Bildung getan und bin mit ins Theater zur "Sinfonica de la Juventud Venezolana Simon Bolivar" (also dem Landesjugendsinfonieorchester) gefahren. Das war sehr schoen, die Begeisterung sowohl unter den Musikern als auch im Publikum war klasse, Standing Ovations schon nach der Ouverture.
Und nun noch ein paar Merkwuerdigkeiten: 1. Es ist hier nichts Aussergewoehnliches, ein zwei Stunden im Verkehr festzustecken, wenn man ins Shoppingcenter fahren will. 2. Fuer umgerechnet 1,50 Euro kann man einmal komplett volltanken. 3. Bestimmte Lebensmittel, wie z.B. zur zeit Milch, sind manchmal knapp und findet man nur mit Glueck im Supermarkt (und dann reglementiert). 4. "Wer wird Millionaer?" gibt's auch auf venezolanisch. 5. Auch in Venezuela gibt's Punks, Rocker,...

Sonntag, 23. September 2007

Von einsamen Straenden und Naturschauspielen

Yeeehaaaa! Der Freitag war wie Sommerurlaub. Wir sind das erste Mal, mit Onkel, Cousine und co., ans Meer gefahren, etwa zwei Stunden von zuhause entfernt. Auf dem Weg dahin hat sich mir erstmal das doerfliche, aermliche Leben in Venezuela offenbart, in den Kakaoanbaugebieten leben fast nur Schwarze, die sich alle vor ihren Haeuschen auf den Strassen treffen. An der Kueste angekommen, sind wir mit kleinen Motorbooten mitten durch die Mangroven zu einer Art Inselchen geschippert, wo unser herrlicher Strand lag. Der Sand war zwar nicht schneeweiss und das Wasser auch nicht azurblau wie an anderen Karibikstraenden, aber dafuer war der Strand menschenleer! In dieser traumhaften Idylle haben wir´s uns also mit Picknick und allem, was dazugehoert, gemuetlich gemacht und waehrend Sara und Nella die ganze Zeit irgendwelche Lieder getraellert haben, habe ich versucht, mich ein bisschen farblich anzupassen ; ) Zum Teil habe ich mich ein bisschen unverstanden gefuehlt, weil ich mich nicht wirklich ausdruecken konnte, aber es war trotzdem lustig. Auf der Ruecktour mit dem Kahn haben wir an einem kleinen Inselchen Halt gemacht, auf dem sich Abends tausende von knallroten, weissen und schwarzen Voegeln niedergelassen haben, ein wahres Naturspektakel! Gestern war ich mit Mutti einkaufen, Grosseinkauf, und habe festgestellt, dass es hier unheimlich viele deutsche Marken gibt und solche, die eben international und auch in Deutschland sehr bekannt sind. Venezuela, oder zumindest Caracas, ist also keinesfalls irgendein Hinterweltland...

Mittwoch, 19. September 2007

Ein belebtes Wochenende: AFS-Willkommensfiesta, Downtown und mehr

Juhu, ich habe jetzt endlich Internet in meinem Zimmer, inklusive icq und msn, was hier lebenswichtig zu sein scheint... Letztes Wochenende war ich mal wieder mit Sara und ein paar Freunden von ihr in einer der vielen Shoppingmalls im Kino und habe dort festgestellt, dass selbst Caracas ein Dorf ist. Ich habe naemlich meine Kontaktperson Claudia in der Reihe vor uns getroffen. Sonntag waren wir erstmal schoen in einer Panadería fruehstuecken und sind dann in das Kulturzentrum hier gefahren und haben uns den huebschen Garten angeguckt. Da! Zuhause habe ich dann mit meiner Mutti einen Geburtstagskuchen fuer meinen Gastbruder Oscar gemacht und dann gings auch schon bald, mit venezolanischer Puenktlichkeit eine Stunde zu spaet (aber wir waren nicht die letzten...) , zum ersten AFS-Wilkommenstreffen. Das war total schoen gemacht: in einem komplett bunten Haus, alle Familien mussten sich kurz vorstellen und die Austauschis ein paar Worte auf Spanisch sagen, es gab jede Menge Leckereien und man konnte sich endlich mal mit anderen unterhalten, die das selbe hier erleben, und hoeren, dass es irgendwie allen gleich geht. Nach dem offiziellenTeil sind die jugendlichen AFSer unter uns alle noch in eine Pizzeria gefahren, wo wir dann noch alle zusammengesessen und etwas getrunken haben. Ein paar haben sogar Salsa getanzt. Als Sara und ich dann wieder zuhause angekommen waren, war die Geburtstagsfete schon in vollem Gange und wir haben uns noch mehr den Bauch vollgeschlagen. Gestern bin ich mit Papa und Sara mit der Metro nach Downtown Caracas gefahren. Wahnsinn, sag ich euch, ein total buntes Treiben, Massen von Menschen. Wir waren erstmal im Aussenministerium oder sowas, wo mein Papa arbeitet, er hatte dort etwas zu erledigen. Wir haben solange die Haeppchen probiert, die es bei so einem noblen Empfang dort gab. Danach haben wir uns das Stadtzentrum, die Plaza Bolivar, angeschaut, ein Museum besucht und schoene Kolonialstilbauten bewundert. Ausserdem haben wir uns ein bisschen was auf den gigantischen Strassenmaerkten geleistet. Die economia informal bietet von Pirateriefilmen bis Kartoffeln wirklich alles. Hier habe ich neben schoenen Orchideen und modernen Bankgebauden mal eine andere, die reale, Seite von Caracas gesehen. Vollgestopft mit Autos und dreckig, aber voller Leben. Fotos gibts demnaechst!

Freitag, 14. September 2007

Jede Menge Leute - immer auf Achse

Heute ist mal ein ganz ruhiger Tag, deshalb habe ich Zeit, ein bisschen zu berichten, was so passiert ist bis jetzt. Kaum zu glauben, dass ich schon eine Woche hier bin... In den letzten Tagen sind wir viel in der Stadt unterwegs gewesen, sodass ich schon recht viel von Caracas gesehen habe. Montag abend waren wir in einer riesigen, modernen Shoppingmall im Kino und haben herzlich gelacht. Der Film lief in Englisch mit spanischen Untertiteln, sodass ich eigentlich alles verstanden hab. Dann haben wir einen Tag bei Victoria, einer Cousine, uebernachtet und die allerneuesten Kinofilme (venezolanische Piraterie, ist hier spottbillig, nur manchmal sieht man die Koepfe der Kinobesucher ; ) geschaut. Mittwoch habe ich wieder jede Menge Leute kennengelernt: Zuerst einen Freund von Oscar, bei dem ich Bekanntschaft mit einem Aeffchen und Garfield hoechstpersoenlich gemacht habe, danach bei einer Tante und dann waren wieder mal eine Cousine mitsamt Familie da. Die haben wir dann abend ins Stadtzentrum gebracht und sind noch Eis essen gegangen. Am Donnerstag bin ich schon sehr frueh aufgestanden und mit Oscar in den wunderschoenen Parqe Del Este gefahren zum Joggen. Nachmittag hat mich dann meine Betreuerin Claudia (sie war ein Jahr in der Schweiz und spricht sehr gut deutsch) abgeholt, auf eine Spritztour durch die Stadt, zum Café, und abend mit noch zwei Freundinnen zu Friday's (Fastfood). Und das alles bei heruntergelassenen Fenstern und Musik bis auf Anschlag gedreht... Ja, ein bisschen verrueckt sind sie schon hier. Ich glaube auch, dass ich recht viele Freiheiten hier habe. Wenn ich mal nicht auf Achse bin, lerne ich mit Kinderbuechern wie Janosch Spanisch, aber das geht ziemlich schleppend. Das Internet in meinem Zimmer geht leider immer noch nicht und auch ein Bankkonto konnten wir noch nicht einrichten. Deshalb bin ich froh, dass ich jetzt wenigstens das mit den Bildern endlich hinbekommen habe. Voilà.

Die ersten Fotots

Ankunft am Flughafen in Caracas, endlich.

AFS - Comite Del Este: Leute aus Thailand, Neuseeland, Norwegen,... - es ist alles dabei.

Meine wirklich ganz nette Familie: Sara, Oscar, Maria Eugenia und Nicole.
Voilà, irgendwo da unten in dieser gigantischen Stadt wohne ich jetzt.

Montag, 10. September 2007

Ankunft in Caracas - die ersten Impressionen

Hola queridos amigos!!! Ich bin nun endlich in Venezuela und es gibt schon so viel zu erzaehlen: Das allererste Highlight meiner Reise, mich auf dem immensen Frankfurter Flughafen zurechtzufinden, hab ich mit Bravour gemeistert. Der Flug nach Caracas kam mir total unwirklich vor, dieser traumhafte Sonnenschein, ich habe gar nicht realisiert, dass ich nicht nur in den Urlaub fliege. In Caracas am Flughafen, hat mich erstmal die Hitze ganz schoen erschlagen. Die venezolanischen AfSer, die uns dann dort empfangen haben, sind total herzlich, aber ein bisschen unorganisiert, sodass wir staendig irgendwo warten mussten. Dann sind wir in kleinen Bussen (in denen es dann wegen der Klimaanlage hundekalt war) durch die Stadt ins OrientationCamp gefahren, wo wir um neun oder zehn Uhr Ortszeit - von der nun schon fast 24Stunden-Reise ziemlich gezeichnet - endlich angekommen sind. Auf dem Weg die ersten Impressionen von meiner neuen Heimat: Caracas ist einfach immens, an den Haengen schlaengeln sich die Armenviertel entlang, weiter im Inneren werden in riesigen Baustellen Wohnblocks gebaut, in weiteren Vierteln sieht man modernste Bankengebaeude, Shoppingmalls,... Unbeschreiblich. Im Camp haben uns die Einheimischen alles erzaehlt, worauf wir achten muessen - und es fiel monsunartiger Regen. Wir sind uebrigens rund 70 Ausgewanderte, davon 30 Deutsche. In meinem Komite ist noch ein Deutscher und eine Thailaenderin wird mit mir auf das selbe Colegio gehen. Am Sonntag frueh sind wir dann in unsere Gastfamilien gekommen, die ein richtiges Empfangskomite gebildet haben, mit Bienvenido-Schildern, Luftballons und und und. Voll suess. Zuhause war ich erstmal ganz sprachlos. Die Wohnung ist wunderschoen, mit einem Patio, Avocadobaeumen,... Am Nachmittag sind Sara (meine 14-jaehrige Schwester), Oscar Jr. (mein halbgastbruder, 25) und ich zu einem kleinen Spaziergang mit Hund Bono aufgebrochen. Sind aber nicht weit gekommen. Zuerst wurden wir bei zwei alten Damen mit ueberaus talentierten Papageien zum Schwatzen angehalten und dann noch bei anderen Nachbarn spontan ins Haus eingeladen worden. Als wir dann irgendwann Abend nach Hause gekommen sind, hat uns schon die versammelte Grossfamilie mit mehreren Kleinkindern erwartet, war dann ganz lustig. Heute haben wir uns schonmal die Schule angeschaut (da gibts ein richtiges grosses Schwimmbecken) und eine kleine Spritztour ans andere Ende von Caracas gemacht. Da gabs eine herrliche Aussicht: ueberall rundherum Berge und ueppiges Gruen. Das Klima hier ist sehr angenehm, nicht zu heiss aber schoen warm und so soll es wohl das ganze Jahr ueber sein, ausser vielleicht im Dezember. Meine Familie ist sehr nett, ich fuehle mich echt wohl. Leider muss ich niederschmetternderweise feststellen, dass ich kaum etwas verstehe. Die Leute reden nicht nur schnell sondern auch noch sehr undeutlich und das ist ziemlich schwierig. Aber wir verstaendigen uns schon irgendwie und versuchen auch so weit es geht spanisch zu sprechen. Was das Essen angeht so habe ich schon einiges Neues kennengelernt. Es schmeckt ganz gut, aber es ist schon ein bisschen gewoehnungsbeduerftig manchmal. Aber mein Magen hat sich bis jetzt zum Glueck noch nicht beschwert. Was mich mehr stoert sind die vielen Moskitostiche, ich habe vorhin 15 gezaehlt... Die Schule geht in zwei Wochen dann los, was wir bis dahin so schoenes machen weiss ich noch nicht. Das Leben hier in der Familie ist recht ruhig, normal eben. So, eso es todo por hoy. Ich werde mich bald wieder melden. Vergesst mich nicht! ; )