Freitag, 29. Februar 2008

Ein Hauch von Schwarzwald....

Letzten Sonntag habe ich mich schon früh am Morgen mit einer Freundin und deren Eltern auf den Weg zur Colonia Tovar gemacht, einer deutschen Kolonie, zwei Stunden von Caracas entfernt. Diese wurde 1843 von 400 Deutschen aus Baden und 17 Franzosen mitten in den Bergen gegründet und blieb jahrzehntelang unentdeckt und von der Aussenwelt isoliert. In diesem hübschen Dörfchen ganz im Schwarzwald - Stile sind wir also durch die Strassen mit ihren vielen Marktständen spaziert, die von Senf bis Marmelade allerlei typisch deutsche, aber auch einheimische, Spezialitäten anbieten. Ganz berühmt und lecker sind die Erdbeeren mit Schlagsahne.

In einem idyllischen Café habe ich sogar mit einer älteren Dame, die dort geboren wurde, deutsch gesprochen. Die Bewohner der Kolonie haben neben der deutschen Sprache vieles beibehalten. Jedoch leben heutzutage viele vom Tourismus, es gibt unzählige Souvenirlädchen.

Auf der Fahrt gab es wieder einmal spektakuläre Landschaften. Berge, Berge, Berge, soweit das Auge reicht.

Ansonsten ist nicht sehr viel passiert in letzter Zeit.
Nicole, meine kleine Gastschwester, ist drei geworden und hat sich herzlich über meine Haribo-Goldbären gefreut. Einen grossen Kindergeburtstag haben wir allerdings nicht veranstaltet, nur ein bisschen in Familie gefeiert.

In der Schule läuft alles super, ich verstehe nun fast alles und kann immer mehr mitmachen. So langsam geht es jetzt in meinem Jahrgang in die "heisse Phase", was das Abi betrifft. Es werden Designerkleider ausgesucht, um sie exklusiv nachschneidern zu lassen; die letzten Entscheidungen, wo es zur Abschlussreise hingehen soll, werden gefällt (es stehen Mexiko und Dominikanische Republik zur Auswahl); und so weiter. Und für all das stehen ungeheure Kosten an, an diesem Punkt wird nicht gegeizt.

Donnerstag, 21. Februar 2008

Bergfest in Mérida

Am vergangenen Mittwoch haben wir AFSer aus Caracas uns endlich alle abend am Bus nach Mérida getroffen. Von einem richtigen Terminal fahren Busse in alle möglichen Richtungen des Landes ab. Das ganze erinnerte ein bisschen an Flughafen, v.a. die Gepäckabfertigung. Als wir schon in unserem modernen und mehr als gut klimatisierten Bus platzgenommen hatten, mussten wir auch gleich wieder aussteigen, weil der Bus kaputt war. Das hiess also wieder einmal warten. Auf der recht bequemen Fahrt dann gab es nocheinmal eine Panne, sodass wir, ziemlich müde und hungrig, irgendwann Mittag am nächsten Tag in der Andenstadt Mérida angekommen sind. Nachdem wir alle im Hotel eingecheckt und die anderen AFSer begrüsst hatten, sind wir ersteinmal alle mittagessen gegangen. Anschliessend haben wir den grossen Markt besichtigt, der jede Menge typische Spezialitäten, Souveniers und anderes zu bieten hatte. Dort haben mich vor allem die vielen bunten Süssigkeiten fasziniert.

Danach sind wir ein bisschen durch die Stadt spaziert - was in Caracas um diese Uhrzeit fast undenkbar wäre - und haben die schöne Kirche bestaunt.

Und weiter ging's zur Eisdiele Coromoto, die im Guinessbuch der Rekorde steht für ihre unzähligen Eissorten. Da kann man schräge Geschmacksrichtungen wie Bier, Spaghetti mit Käsesauce, oder Rosen probieren. Dort habe ich meinen Augen kaum getraut, als ich Elli, die in Deutschland mit mir in der Bigband spielt, und jetzt ein halbes Jahr hier in Caracas arbeitet, getroffen habe. Ich sage euch, die Welt ist ein Dorf! Am nächsten Tag, nach einem typischen Frühstück auf der Strasse, stand ein Besuch im Parque Venezuela de Antier auf dem Plan. Dort werden die verschiedenen Staaten Venezuelas zur Zeit Gómez' dargestellt. Man kann Burgen und Amazonashäuser angucken, nostalgische Fotos machen,

live bei Hahnenkämpfen dabeisein,

wilde Stierkämpfe verfolgen,

Blaskapellen lauschen, die Zuckerrohrsaftherstellung anschauen und vieles mehr.
Wieder zurück in der Stadt, sind wir in der Nacht alle in eine schnuckelige Cocktailbar eingefallen und haben auf die Halbzeit hier in Venezuela angestossen.

Trotz allem Gefeier mussten wir am nächsten Morgen wieder früh raus: Es ging hinauf zum Páramo, das heisst in die Berge. Wir waren in kleinen Bussen unterwegs und haben an verschiedenen Aussichstpunkten und Sehenswürdigkeiten Halt gemacht, z.B. an dieser aus blossen Steinen erbauten Kapelle.

Schliesslich sind wir an der Laguna de Mucubají angelangt. Während wir die reine Natur bewundert haben, gab es Lunch für alle. Das Essen ist allerdings etwas schwer gefallen, so sehr haben wir gezittert vor Kälte - wir waren immerhin schon auf über 3600m Höhe.

Bäume und Sträucher wachsen dort kaum noch, dafür ist alles übersät mit dieser typischen Pflanze, die sich Fraijol nennt.

Und es ging noch höher, zu einer spektakulären Aussicht am Abend, die sich, wie so vieles leider, nicht so recht in ein Foto einfangen lassen wollte.

Zwischendurch mussten wir uns mit heisser Schokolade und Likörchen aufwärmen und zum Abschluss des Tages haben wir alle in den Mond geguckt. - Von einem Teleskop in einer Sternwarte aus.
Am Sonntag dann das Highlight der Reise: Wir sind mit dem Teleférico, der längsten und höchsten Seilbahn der Welt bis nach ganz oben, auf den Pico Espejo (Spiegelberg) hinauf gefahren, auf 4800m.

Hoch über den Wolken hätte man denken können, man wäre im Flugzeug. Kälte und Höhe haben einigen auch ziemlich zu schaffen gemacht. Doch die Aussicht hat uns für alles entschädigt.

Leider haben sich da auch schon die ersten Mitreisenden verabschiedet. Wir Caracas-AFSer konnten noch ein bisschen länger den Blick geniessen, mussten dann aber auch wieder die 3200m lange Abfahrt antreten, und uns nach einer gemeinsamen Abschluss-Pizza unten in der warmen Stadt schliesslich wieder auf die Heimreise machen.

Sonntag, 3. Februar 2008

Der ganz normale Wahnsinn des Alltags, Carnaval mit AFS, Salsa und mehr

Nach der exzellenten Gran-Sabana-Reise hat also wieder der Alltag angefangen, was ehrlich gesagt nicht so einfach war. Doch Langeweile herrscht deswegen nicht. An einem schönen Sonntag habe ich mal eine typische katholische Tradition kennengelernt: Eine befreundete Familie hatte über's Wochenende die Jungfrau Santa Rosa Mystica in ihrem Haus, was eine grosse Ehre und ein grosse Glück ist. Wir sind sie besuchen gegangen, es wurde gemeinsam gebetet und über mysteriöse Wunder gesprochen. Auch wenn ich nicht katholisch bin, fand ich das recht interessant. Eine Woche später bin ich mit einem Freund zu meiner allerersten Salsa-Stunde, mitten in einer Karateschule, gegangen. Trotz dem asiatischen Ambiente ist so richtiges Latinofeeling aufgekommen und es hat wirklich Spass gemacht. Da tanzen, schwitzen und lachen wir jetzt jede Woche. Mit diesen neuen Kenntnissen habe ich mich mit meiner Gastmama dann in Schale geworfen und gemeinsam sind wir zur Karnevalsfeier von AFS gefahren. Ich habe ein original chinesisches Seidenkleid aus dem Fundus der Mama angezogen, die Haare mit Stäbchen hochgesteckt und den ganzen Abend mit dem Fächer gewedelt. - Und damit den Preis für das beste individuelle Kostüm gewonnen! Es waren einige echt originelle Verkleidungen dabei, von Mafiosis bis Flintstones und Rocker, und die Modenschau war ein grosser Spass.
Später bin ich noch der Einladung zu einer Party bei einer Schulfreundin gefolgt, die sich allerdings als etwas langweilig entpuppt hat...
In der Schule wurde letzte Woche endlich das Schwimmbecken fertiggestellt und eingeweiht. In dem neuen Pool, mit immer angenehm beheiztem Wasser, gehe ich jetzt regelmässig drei Mal pro Woche nachmittags zum Schwimmen. Das tut richtig gut, sich beim Training mit den Leuten aus dem Schulteam mal auspowern zu können.