Sonntag, 23. März 2008

Die schönen Seiten von Caracas

Bevor es morgen früh, statt in die Schule, in den Urlaub auf die Isla Margarita geht, möchte ich nochmal die Gelegenheit nutzen und euch ein paar Bilder der wirklich schönen Seite meiner neuen Heimatstadt zeigen:
Am Mittwoch war ich im botanischen Garten mit einer Freundin. Leider hat uns der Mann mit dem Schlüssel nur noch zwanzig Minuten bis zur Schliessung gegeben, denn der Park ist wirklich eine Oase. Exotische Pflanzen mitten in der Grossstadt, neben der Universidad Central de Venezuela, die wir uns dann auch gleich noch angeguckt haben.
Aber es war natürlich alles geschlossen, denn es ist Semana Santa, Osterwoche. Das merkt man auch in den Strassen. Die Stadt wirkt wie ausgestorben, alle sind am Strand.

Und da ich nicht am Meer war, habe ich mich mit meiner Gasttante aufgemacht in die City. Haben uns alle sehenswerten Bauten im Zentrum angeschaut und in der Kirche Santa Teresa eine mit echtem Gold geschmückte Jesusfigur bewundert. So wie tausend andere auch an diesem Karfreitag... Da hier fast alle katholisch sind, haben die Messen und Prozessionen in der Osterzeit grosse Bedeutung und starken Zulauf, sodass die Strassen und Plätze auf einmal voller (in lila gekleideter) Menschen waren und einem grossen Basar glichen, mit Kreuzketten und Räucherstäbchen, Eis u.v.m. Auch ich habe bei den Strassenhändlern zugeschlagen, die Sachen und Schmuck spottbillig verkaufen; habe Mango mit Salz und Pfeffer gegessen und mich wie ein Städteurlauber gefühlt.

Hier sieht es übrigens sehr herbstlich aus zur Zeit. Die Trockenzeit beginnt, es wird wieder wärmer, und überall liegt Laub!

Sonntag, 16. März 2008

Von Studenten, Schwimmern und Palmeros

Ich habe nun schon seit einer Woche keine Schule, wegen einem Lehrerfortbildungsprogramm von Chávez, und morgen fangen die offiziellen Osterferien an. Ein Anlass also, mal wieder zu bloggen. In meinen freien Tagen habe ich allerdings keinesfalls nur gefaulenzt, sondern bin sogar gleich zwei Mal mit Freundinnen mit zu ihren Unis gefahren, um mal einen Einblick in das venezolanische Studentenleben zu bekommen. Und ich gebe jetzt einem aus der Salsaschule Deutschstunden, und verdiene mir so nebenbei ein bisschen Taschengeld dazu. Ausserdem hatte ich meinen ersten Schwimmwettkampf: 50m Kraulen und 50m Brust. Ich hatte natürliche keine herausragenden Erfolge erwartet und war deshalb ganz zufrieden, dass ich gar nicht mal als Letzte angekommen bin. An vielen Schulen hier, auch an meiner, ist Schwimmsport Tradition.

Ansonsten habe ich es mir gutgehen lassen; war mit der Gastmutti shoppen, bin mit Freunden ausgegangen zum Eisessen, abends sind wir gemeinsam einen trinken gegangen, und ich bin auch endlich mal mit den Leuten aus meinem Salsakurs in einen Club gefahren, wo wir bis früh um fünf Salsa, Merengue, bis hin zu Reggeaton und Techno getanzt haben. Allerdings muss ich auch sagen, dass immer viel Tolles geplant wird, und dann am Ende oft doch nichts daraus wird.

Gestern, am Tag vor Palmsonntag, bin ich schon zeitig aufgestanden, um mir eine mehr als 200 Jahre alte Tradition in Caracas anzuschauen: Die Ankunft der Palmeros de Chacao. Das sind über 150 Männer und Jungs im Alter von vier bis 104, die schon mehrere Tage vorher in den Avila, also das Gebirge, hinaufsteigen und dort übernachten, um Palmenblätter zu schneiden, die dann am Palmsonntag feierlich in den Kirchen geweiht werden. Ich bin also mit einer Freundin und deren Familie zum Eingang zum Avila gefahren und habe dort gespannt darauf gewartet, dass die Palmeros herunterkommen, um dann unter Gejubel und mit Musikkapellen die Strassen hinab bis zur Plaza zu ziehen. Alles in Allem ist das ein sehr schönes Spektakel, was auch von der Presse begleitet wurde.